«

»

Mrz 26

Wie lernt ihr eigentlich die Sprache?

Jeder lernt auf eine unterschiedliche Art und Weise am Besten eine Sprache. Darum kann man auch nicht sagen: DIESE EINE Methode ist die Beste. Aber es gibt bei Sprachelernen bestimmte Prinzipien, die recht allgemeingültig sind. Das berücksichtigt die Thompson Methode, die von einem Wycliff Mitarbeiter stammt, und die wir im Wycliff-Kurs „Sprache lernen leicht gemacht“ kennengelernt haben. Hier habe ich mal einige Eckpunkte der Methode, bzw. des Sprachelernens generell, zusammengefasst:

 

Verschiedene Phasen

Beim Lernen durchlebt man verschiedene Phasen. Darum muss sich auch die Lernmethode der aktuellen Phase anpassen.

Konkret bedeutet das, dass man z.B. in den ersten Wochen nicht selber spricht, sondern sich auf Hören konzentriert. Ein Baby hört sich ja auch erst über ein Jahr in die Sprache hinein bevor es die ersten Laute ausspricht. Wenn man am Anfang nur hört, hat das den Vorteil, dass man sich in die Sprache und ihre fremden, ungewohnte Laute reinhören kann. Mann verschwendet dann keine unnötige Energie zum Entknoten der Zunge.

 

Das Auge lernt mit

Wer nur stur Vokabellisten paukt, hat nachher im Gehirn nur eine Verbindung vom Khmer Wort Prahok zur deutschen Übersetzung Fischpaste. Wer aber mit allen Sinnen lernt, hat viel mehr Verknüpfungen im Gehirn. Wer also das Wort Prahok beim Essen von Prahok lernt, wird, wenn er das Wort Prahok hört, direkt an Fischsoße denken. Bei ihm gibt es nämlich eine Verbindung zur Geruchsdatenbank gibt die gespeichert hat, dass Prahok erbärmlich stinkt.

[flickr id=“4461510277″ thumbnail=“small“]Natürlich kann man nicht alles essen. Ein Stuhl schmeckt eben nicht sonderlich gut. Aber man kann das Wort lernen, indem man es mit anderen Wörtern verknüpft wie: Bitteschön, setz dich doch! Oder: Stell den Stuhl bitte in das andere Zimmer! Dann lernt man ein Wort im Kontext zu anderen Wörtern kennen – also wie und wo man es so verwendet. Ich kenne so zum Beispiel viele englische Wörter im Kontext. In der Schule habe ich sie nicht gelernt, aber ich habe sie oft gehört, weiß wann man sie anwendet und was sie bedeuten. Aber die deutsche Entsprechung fällt mir oft nicht direkt ein, weil es im Gehirn keine direkte Verbindung zwischen dem englischen  und dem deutschen Wort gibt. Trotzdem kann ich sagen: Ich kenne das Wort.

Man kann auch nicht alle Gegenstände die man lernen möchte in das Studierzimmer tragen. Einen Zug bekomme ich schlecht unsere schmale Treppe hinauf. Darum arbeiten wir viel mit so kleinen Bildchen und lernen die Wörter darauf indem wir oder unser Sprachassistent darauf zeigen und es aussprechen. Dann lernt das Auge mit.

 

Himmel bedeutet nicht Himmel

Ein weiteres Problem beim sturen Pauken von Vokabellisten ist, dass je weiter die Sprachen voneinander entfernt sind, desto weniger entspricht ein Wort der einen Sprache dem Wort der anderen Sprache. Englisch go und Deutsch gehen ist dasselbe. Englisch carry und Deutsch tragen ist auch dasselbe. Aber Englisch heaven und Deutsch Himmel ist nicht exakt dasselbe. Es gibt eine Bedeutungsverschiebung, denn der Vogel fliegt im sky und nicht im heaven. So ist Khmer spiyäy und Deutsch tragen ist nicht dasselbe. Im Khmer gibt es nämlich ca. 11 verschiedene Wörter für tragen – je nachdem womit getragen wird: Hände, Schultern, Rücken, … Man kann also Wörter nicht einfach mit Vokabellisten lernen, sondern muss wissen wie sie verwendet werden.

 

Nicht gelernt ist halb gelernt

Wann hat man denn nun ein Wort gelernt? Wenn man es bei einem Vokabeltest richtig schreiben kann? Dann kann ich wohl in 10 Jahren noch kein Khmer! So kann man das also nicht sehen.[flickr id=“4452985359″ thumbnail=“small“ align=“right“]

Wenn ich z.B. das englische Wort train gelernt habe, aber beim Vokabeltest nicht drauf komme sondern nur sagen könnte dass es Wort nix mit Essen sondern mit Verkehrsmitteln zu tun hat, habe ich gelernt!

Den eigenen Wortschatz kann man mit einem Eisberg vergleichen. Wörter die man täglich benutzt sind die kleine Spitze die aus dem Wasser rausragen. Darunter gibt es die Wörter die man zwar versteht, aber selber nicht verwendet. Ich verstehe grandios, würde aber cool sagen. Weiter unten sind die Wörter die man so ungefähr kennt, aber sich nicht so sicher ist. Jedes Wort liegt erst mal unten im Eisberg und muss sich langsam hocharbeiten. Dabei kann ich mir Zeit lassen und muss nicht den Anspruch an mich selber stellen jedes Wort bis zum Exzess zu pauken. Je öfter ich es höre desto weiter rutscht es im Eisberg nach oben. Es gibt einige Wörter im Khmer die ich nie „richtig“ gelernt habe, sondern nur ein paar mal gehört habe und dann irgendwann selber benutzt habe. So sind sie ganz natürlich und stressfrei bis in die Spitze gelangt.

Wenn es schon Arbeit ist, soll es wenigstens Spaß machen

Ein weiterer wichtiger Punkt beim Sprachelernen ist das Prinzip, dass es wenigstens Spaß machen soll wenn es schon Arbeit ist. Das hat Anne besser drauf als ich. Die beiden lachen viel wenn sie zum Beispiel die Pixi-Bücher durchgehen und Geschichten wie „Karo und das Seemannsgummitwist“ lernen. Nicht dass ihr denkt sie hätten nur Spaß aber würden nichts lernen. Ganz im Gegenteil! Als ich meinem Sprachassistenten eine olle Matratze mitgeben wollte, fragte er nach einem Gummiband. Ich kannte das Wort nicht – wohl aber Anne, weil sie Gummitwist gelernt hatte!

Es gibt viele Möglichkeiten wie man beim Lernen Spaß haben kann. Man muss nur ein wenig kreativ sein. So kann entweder verbissen die Konsonanten pauken, oder wie ich einfach Schiffeversenken mit den Konsonanten links und den Vokalen oben spielen. Wir hatten richtig Spaß dabei!

 

Nur verstehbarer Input

Das letzte Prinzip was mir noch einfällt ist: Nur mit verstehbarem Input hantieren. Es bringt nichts wenn mir mein Sprachassistent einen kompletten Satz sagt und ich den Inhalt nicht verstehe weil ich 90% der Wörter nicht kenne. Wenn er aber nur sagt: Ich pinkeln – wo? Dann weiß ich zwar nicht wie der Satz richtig lautet (kann ich danach ja immer noch fragen), aber ich weiß wie ich mein Sitzpolster schonen kann. Und ich kann mich auch später selber nach einer Toilette durchfragen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert