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Jul 30

Über schlechte Zähne, Zahnarzt-Assistenten und Zähneputzen

Seit April arbeite ich nun in dem Straßenkinderprojekt „Bong Paoun“ mit. In unserem letzten Rundbrief haben wir das Ganze ja etwas ausführlicher erklärt.

Seit ein paar Wochen nun nehme ich meine vier Kids mit zu Zahnarzt oder besser gesagt, ich versuche sie mit zum Zahnarzt zu nehmen. Das Ganze ist nämlich manchmal komplizierter als gedacht.

Einmal in der Woche fahren wir vom Projekt aus mit einigen Kids zu einer Zahnarztklinik. Vorher müssen allerdings die Kids eingesammelt werden. Da meine Kids sich irgendwie nicht merken können, dass nach Mittwoch Donnerstag kommt und noch dazu auch keine Uhr besitzen, sind sie einfach manchmal nicht da wo sie sein sollen. Zumal auch ihre Eltern oft mit anderen Dingen beschäftigt sind und die Kids sich oft allein überlassen sind. Wen wundert es da, wenn die Kids nicht aufzufinden sind, noch am schlafen sind oder in die Schule gegangen sind (Hier hat man im monatlichen Wechsel vormittags oder nachmittags Schule). Nun ja, wenn ich sie dann doch irgendwie alle beieinander habe, müssen wir nur noch auf den TukTuk warten und sie zu den anderen Kids quetschen. Oftmals sprechen mich dann noch viele andere Kids an, die auch Zahnschmerzen haben und auch zum Zahnarzt wollen. Leider kann ich sie oft nicht mitnehmen, weil unsere Kapazitäten einfach schon am Limit sind.

Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ich mit den Kids gewartet habe und dann später feststellen musste, dass sie vergessen hatten uns mit dem TukTuk abzuholen. Also habe ich zwei Kids auf’s Moto genommen und noch einen Motodup besorgt und haben uns durch den Verkehr zur Klinik geschlagen.

Dort angekommen, warten alle Kinder ganz geduldig bis sie dran kommen :-). Nun das ist leider weit weg von der Realität. Kids sind nun mal nicht so leicht ruhig zu stellen und oftmals ist es nicht so einfach sie alle im Blick zu haben und dann noch einen Arzt für sie zu erwischen. In dieser Klinik arbeiten nämlich nicht nur Zahnärzte, sondern auch die Studenten. Deshalb sind normalerweise immer zwei Personen für einen Patienten zuständig. Der Zahnarzt und sein Assistent. Einmal hatte der Zahnarzt von einem Mädel von mir aber keinen Assistenten und ehe ich richtig gucken konnte, war ich zum Assistenten ernannt worden. Übrigens ist dieser Zahnarzt jetzt im 5. Studienjahr, hat aber schon seit sieben Jahren eine eigene Zahnarztpraxis – und das ist kein Einzelfall.

Jedenfalls sitzen wir dann also stundenlang im Wartezimmer und hoffen und beten, dass alle Kids drankommen. Leider passiert es dann aber auch, dass die Kids einfach Angst vor der Spritze haben und einfach nicht mehr den Mund aufmachen. So haben bei einem anderen Jungen von mir alle Überredungskünste nichts geholfen. Und er hat mir echt leid getan, wie er da weinend auf seinem Stuhl saß und verkrampft den Mund zuhielt. Leider hat er seitdem trotzdem weiter Zahnschmerzen, aber bisher hat er seine Angst noch nicht überwinden können.

Diesen Donnerstag konnte ich dafür mit seinem Bruder zum Zahnarzt gehen und er ist nun nach drei Zahnarztbesuchen erstmal fertig. In der Regel müssen wir aber mit den Kids bis zu 5,6 mal zum Zahnarzt, weil bei ihnen schon alles ganz verfault und schlecht ist. Das wundert auch eigentlich keinen, denn wer schon nicht genug Geld hat um dreimal am Tag zu Essen, wird bestimmt kein Geld für eine Zahnbürste und Zahnpasta ausgeben. Meine vier Kids putzen also erst seit ein paar Wochen ihre Zähne und das obwohl sie mittlerweile 7,11 oder 12 Jahre alt sind.

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