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Nov 23

Massenpanik mit ca. 340 Toten in Phnom Penh

Es war der dritte und letzte Tag des Wasserfestesivals – eines oder das größte Fest Kambodschas. Es ist ähnlich wie Rhein in Flammen: Also tagsüber tausende Verkaufsbuden mit speziellen Angeboten, Jahrmarkt, Live-Musik und Abends Feuerwerk. Eigentlicher Kern der ganzen traditionellen buddhistischen Festes ist das Bootsrennen, an dem auch in diesem Jahr mehrere hundert Langboote mit Ruderern teilgenommen haben. Es wird das Ende der Regenzeit und der Wechsel der Strömungsrichtung des Tonle Sap Fluss gefeiert. Dazu strömen zigtausende Menschen in die Stadt. Die Behörden sprechen von 2 bis 3 Millionen Besuchern in der Hauptstadt mit (nur) etwas mehr als 2 Millionen Einwohnern. Es herrscht also sowieso schon Ausnahmezustand.

Mittlerweile verteilen sich die Besuchermassen auf beide Flussufer, während es früher hauptsächlich nur die eine Seite war. So ist es am Fluss und in der ganzen Stadt zwar unglaublich voll, aber eine Massenpanik eigentlich nicht zu erwarten. Zu der Tragödie ist es dann aber auf der neuen der beiden Brücken zu einer künstlich angelegten Insel mit dem kraftvollen Namen Diamanteninsel gekommen. Der Name ist Programm und soll Kambodscha von seiner prachtvollsten Seite zeigen. Hier befindet sich ein Messegelände in dem regelmäßig ausländische Messen und sündhaft teure Hochzeiten stattfinden. Das Bild zeigt noch in ein älteres Baustadium und es wird immer noch weiter gebaut (siehe Bild). Das Unglück ereignete sich gestern, am 22.11.2010 um ca. um 21:30 Uhr Ortszeit als die Besucher der Diamanteninsel über eine Brücke, wo gerade mal so zwei Autos nebeneinanderpassen, zurück wollten. Einem Augenzeugenbericht nach ist eine Art Stille Post in Gang geraten: Der Eine schreit: Die Brücke bebt, der Nächste die Brücke stürzt ein und so weiter. Der „Druck“ der Massen welche die Brücke verlassen wollten hat sich verstärkt bis er so groß war, dass viele in Ohnmacht gefallen sind, zertrampelt wurden oder von der Brücke gesprungen sind obwohl die meisten nicht schwimmen können.

Zu dem Zeitpunkt waren wir schon wieder zu Hause, aber die Stadt war noch so voll, dass es sicher auch unheimlich schwierig gewesen sein musste in die Krankenhäuser zu gelangen. Von all dem haben wir nichts mitbekommen. Erst nachts um 3:30 Uhr erfuhren wir davon als wir einen Anruf aus Deutschland bekamen ob wir in Ordnung seien. Eine Stunde später rief dann Annes Sprachassistentin Phanna an und fragte besorgt nach, und morgens um 6:00 rief dann auch Tyrith, mein Sprachassistent an. Wir hatten also eine unruhige Nacht, aber Gott sei Dank sind wir nicht auf die Idee gekommen auf die Diamanteninsel zu gehen. Ausländer waren aber auch nicht Zielgruppe der Veranstaltungen dort, so dass nach Angaben der deutschen Botschaft nach bisheriger Kenntnis keine Ausländer ums Leben gekommen sind.

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Nun noch ein paar Bilder vom sonst friedlichen Wasserfestival:

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Nachtrag: In den Tagen nach dem Unglück sind immer weitere an inneren Verletzungen gestorben. Die Endgültige Zahl liegt bei circa 360 Toten.

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