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Nov 26

Angst

Am Montag sind bei der Massenpanik auf einer Hängebrücke mindestens 390 Menschen ungekommen. Ständig hört man neue Zahlen. Die Zählung erschwert sich dadurch, dass viele auch zuhause verstorben sind. Gestern hat man im Fluss weitere 31 Tote gefunden, die in ihrer Angst in den Fluss Bassac gesprungen und dort ertrunken sind. Es gibt immer noch viele die vermisst werden. Kambodscha steht unter Schock. Die Angst vor den Geistern der Verstorbenen verschlimmert die ganze Situation aber noch einmal. In Deutschland kann man sich das wahrscheinlich nur schwer vorstellen, aber hier spielt der Glaube an die Ahnen und Geister eine sehr große Rolle im Leben aller Gesellschaftsschichten. Deshalb wollen wir euch über die momentane Situation informieren und bitten ganz speziell für die Khmer zu beten.

 

Die Angst der Leute zeigt sich im Gespräch der Leute untereinander. Hier zwei Geschichten die sich erzählt werden:

  • Ein Kind war mit seiner Mutter auf der Insel. Als sie über die Brücke gehen wollten stoppte das Kind und sagte, dass es überall Geister auf der Brücke sah. Die Geister sagten, dass sie Leben nehmen wollten. Daraufhin hatte das Kind soviel Angst, dass es nicht über die Brücke wollte. Die Mutter gab aber nicht nach und meinte, dass sie über die Brücke müssten, weil sie ja nach Hause wollen. Das Kind bat die Mutter einen anderen Weg zu gehen. Die Mutter starb auf der Brücke, das Kind überlebte.
  • Ein anderes Kind befand sich auf der Brücke, auf der sich über tausend Menschen zwängten. Das Kind sah wie eine mythische Schlange immer und immer wieder die Brücke mit ihrem Körper umschlang, so als wolle es die Menschen erdrücken.

Viele Leute haben soviel Angst, dass sie die ganze Nacht über Licht anlassen, denn die Geister spucken nachts. Um 20.00 Uhr ist fast keiner mehr auf der Straße. Die ganze Stadt ist still.

Eine Überlebende, die Bekannte einer Frau aus unserer Gemeinde, erzählte folgendes:

  • Sie war auch auf der Brücke, dem sterben nahe als sie von den Geistern eine Stimme hörte: „Dir nehmen wir nicht das Leben, du bist nicht sauber und schön. Du stinkst, deshalb nehmen wir dir nicht das Leben.“

Um sich vor den Geistern zu schützen, gehen viele zu den Wahrsagern die ihnen sagen was sie tun sollen damit ihnen kein Schaden zugefügt wird. Die Antworten sind zum Teil unterschiedlich. So befolgen nun manche alle Anweisungen, andere glauben dass sie geschützt sind, wenn sie eine Anweisung befolgen. Folgende Dinge sollen sie schützen:

  • Die öffentlichen TV-Sender haben die Menschen zu folgendem angeregt: Wenn man Bananen, Wasser, Salz, Kerzen und Räucherstäbchen opfert, dann schützt man sich davor, dass die verstorbenen Seelen ins Haus kommen und Unglück bringen. Aus diesem Grund ist der Preis für eine Kluft Bananen von 0,5 $ auf bis zu 10 $ gestiegen. Im TV wurden die Verkäufer gebeten, dass sie die Preise wieder senken und gestern war wohl auch die Polizei unterwegs. Aber Angebot und Nachfrage regeln nun mal auch hier den Preis.
  • Außerdem muss man ein bestimmtes Gemüse „Bittere Springgurke“ essen, damit man vor Schaden bewahrt bleibt.
  • Andere Wahrsager sagen, dass man sieben verschiedene Baumfrüchte opfern und später essen muss, damit einem kein Unglück passiert (Darum sind Baumfrüchte allgemein nun sehr teuer).
  • Wenn man von jemand weiß, der selbst nicht opfert, dann soll man ihn mit Reis beschmeißen damit er auch geschützt ist.

 

Dazu kommt, dass dieses Jahr ist das Jahr des Tigers. Man sagt nun, das der Tiger viel Fleisch gegessen hat. Da das neue Jahr aber für Khmer erst im April beginnt, haben die Wahrsager nun geweissagt, wie man das Jahr frühzeitig beenden kann:

  • Wenn man gebratenes Hühnchenfleisch und Obst opfert, dann kann man das Jahr des Tigers zu Ende bringen so dass er nicht noch mehr Menschenleben fordert.
  • Insgesamt gibt es zwölf verschiedene Jahre/Tiere. Manche Jahre passen zusammen, andere nicht. Wenn zwei Menschen heiraten wollen, müssen z.B. beide Jahrgänge harmonieren. Ansonsten wird nicht geheiratet. So passt also das Jahr des Tigers nicht mit anderen Jahren zusammen. Wer in solch einem Jahr geboren wurde, lebt im Jahr des Tigers in größerer Gefahr. Darum muss man sieben Menschen um Geld bitten und das erbettelte Geld dann einfach wegwerfen. So schützt man sich vor dem Tod.

 

Viele Menschen haben nun auch Angst zu der Unglücksstelle zu gehen, weil dort noch die Geister der Verstorbenen sind. So weigern sich zurzeit viele Motorradtaxi-Fahrer, die eigentlich auf jeden Cent angewiesen sind, aus Angst vor den Geistern dorthin zu fahren. Andere nehmen den doppelten Preis weil sie sich selbst dadurch „in Gefahr“ bringen.

Wahrscheinlich ist das, was wir euch hier aufzählen nur ein ganz kleiner Teil von all den Ängsten der Khmer.

Aber Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Joh 16,33

Daran möchten wir festhalten und beten, dass viele Khmer den Überwinder kennen lernen und frei von ihrer Angst werden.

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