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Apr 04

Im Wartezimmer

Jetzt letztens war ich mit Savath beim Arzt. Nun leider läuft das hier nicht ganz so wie in Deutschland, wo man zum vereinbarten Termin zum Arzt geht, etwas im Wartezimmer wartet und dann vom Arzt untersucht wird. Damit ihr ein wenig mehr euch vorstellen könnt wie das hier (in einem organisierten Krankenhaus) läuft, an dieser Stelle eine kleine Einführung.

Wer zuerst kommt, mahlt zu erst. Zumindest meistens. Deshalb geht man eigentlich auch schon vor Öffnung der Klinik dahin, um als erster in der Reihe zu stehen.

Bei der Anmeldung wird dann registriert, dass man da ist. In unserem Fall ist Savath aber außerplanmäßig da und muss nun erstmal abwarten, ob sie an diesem Tag überhaupt eine Chance hat, den Arzt zu sehen. Stunden später wird sie erneut zur Anmeldung gerufen und erfährt, dass sie tatsächlich den Arzt heute sehen kann. Nun darf sie von einem Wartezimmer ins andere Wartezimmer gehen. Das da natürlich nicht genügend Sitzgelegenheiten vorhanden sind, scheint die meisten aber nicht zu stören. Irgendwo auf dem Boden, neben den Ameisen findet sich schon ein Platz.

Nach weiteren Stunden warten, wird sie erneut aufgerufen. Nun wird sie erstmal gewogen, Fieber und Blutdruck gemessen, bevor sie irgendwann später tatsächlich den Arzt sieht. Die meisten hier sitzen und warten geduldig bis sie dran kommen. Ich sitze neben Savath und unterhalte mich zwischendurch mit ihr. Ansonsten denke ich über die um mich herum sitzenden Menschen nach. Immer mal wieder schnappe ich die eine oder andere Krankheit auf. Ein kleines Baby, gerade mal paar Monate alt, hat einen Herzfehler. Ich frage mich, ob es hier in Kambodscha wohl eine Chance zum Leben haben wird. Ein älterer Mann wird angerufen. Er erklärt seinem Anrufer, er sei gleich dran. Zwei Frauen lächeln und sagen sich „Genauso, wie wir gleich dran sind“ und schon seit Stunden warten. Savath erklärt mir, dass es ihr nichts ausmacht, lange zu warten, Hauptsache man kann ihr wirklich helfen. Ich staune über soviel Geduld und Aushaltevermögen der (kranken) Menschen hier. Dabei werde ich manchmal schon nach ner Stunde warten im Wartezimmer in Deutschland mit unzähligen Zeitschriften ungeduldig. Mittlerweile warte ich mit ihr schon 2 ½ Stunden, wobei ich extra später gekommen bin. Savath ist schon ganze 5 Stunden da. Im Stillen hoffe ich, dass wir es noch vor 12 Uhr schaffen. Denn bis dahin ist nur die Frauenärztin da, zu der sie eigentlich hingehen müsste. Es reicht nicht. Wir sehen wie die Ärztin nach Hause fährt. Ich bin enttäuscht, jetzt war all das Warten umsonst. Doch Savath schaut gar nicht so enttäuscht aus. Es sind ja noch andere Ärzte da, die ihr bestimmt auch helfen können. Ich hoffe es. Sie schickt mich nach Hause, während sie eine Kleinigkeit zu Mittag isst und weiter wartet. Sie hat sich in weiser Voraussicht extra was mitgebracht. Nach 7 Stunden warten, ist sie auch endlich am Ziel. Für ein paar Minuten spricht sie mit einem Arzt und dann muss sie noch mal warten – bis ihr jemand die nötigen Tabletten mitgeben kann. Jetzt kann sie endlich nach Hause gehen, bis sie in drei Wochen wieder WARTEN wird.

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