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Nov 16

Wehe dem, der zum Arzt muss

Mein Vater sagt diesen Satz schon mal gerne. Hier bekommt er aber nochmal eine ganz andere Bedeutung. Wer schwache Nerven hat, sollte diesen Artikel besser nicht lesen.

Mein Sprachhelfer Tyrith hat selber zum Leben kaum genug, aber er hat ein großes Herz. So kümmert er sich um die Ärmsten der Armen. Er kann zwar nicht viel helfen, aber er baut wertvolle Beziehungen zu ihnen auf. Er selber, Waisenkind aus der Zeit der Roten Khmer und noch nicht lange Christ, fährt regelmäßig dort hin und erzählt ihnen von der Liebe Jesu und der Hoffnung welche er in Christus gefunden hat. Es sind viele, die mehr wissen wollen und mit denen er sich regelmäßig trifft. Die Lebensbedingungen dieser Menschen sind, wie ihr euch vorstellen könnt, äußerst schwierig. Wenn man mit einem Hungergefühl als ständigem Begleiter lebt, ist ein kleiner Brocken Fleisch schon viel Wert.

So hat dort am Samstag ein zwölfjähriger Junge einen kleinen Brocken Fleisch gefunden. Er hat es nach Hause genommen, sich gekocht und gegessen. Er wusste aber nicht, dass dieses Stück in Rattengift getränkt wurde. Manchmal werfen Diebe den Hunden solche Giftbrocken hin. Die Hunde fressen diese dann, verenden und werden auf dem Markt als Frischfleisch verkauft.
Innerhalb weniger Minuten ging es dem Jungen sehr schlecht, und dann erzählte er den Eltern was passiert war. Sofort machten sie sich auf den Weg ins Krankenhaus. Im ersten hat man direkt gesehen dass sie eine arme Familie sind und in ein anderes geschickt. Aber auch in diesem, bekannten und großen Krankenhaus sagte man ihnen, dass das Magenauspumpen 50 Dollar kosten würde. Da sie aber nur etwas über 10 Dollar hatten, hat man sie vertröstet. Ein anderer Arzt würde gleich kommen…
Ihm wurde auch nicht geholfen als ihm schon Blut aus der Nase und dem Mund lief. Nach gut einer weiteren Stunde ist er dann im Krankenhaus gestorben, weil die Eltern offensichtlich arm waren.

Erlebnisse wie solche machen uns traurig, weil wir so hilflos sind. Natürlich, wenn sie Tyrith angerufen hätten und er uns angerufen hätte, wenn sie in ein anderes Krankenhaus gegangen wären, wenn der Junge seinen Eltern seinen Fund gezeigt hätte, wenn die Kinder nicht so einen Hunger hätten… wenn… wenn…
Und diese Erlebnisse machen uns wütend! Wütend auf Ärzte, auf das ganze System. Aber gestern Abend haben wir Psalm 72 gelesen. Er hat uns so angesprochen, weil er die Perspektive geraderückt. Es ist eigentlich ein Gebet für den König, dass er gerecht richtet.

Gott, lass den König dein Recht sprechen
und schenke dem Königssohn Gerechtigkeit.
Hilf ihm, dein Volk gerecht  zu richten.
Sorge dafür, dass den Armen zu ihrem Recht verholfen wird.
Das Volk wird in Frieden leben und das Land wird fruchtbar sein,
weil der König tut was gerecht ist.
Hilf ihm, für die Unterdrückten einzutreten,
den Kindern der Armen zu helfen und ihre Ausbeuter zu vernichten…

So wollen wir das Urteilen dem Gott überlassen, der gerecht richtet und die Armen liebt weil auch er selbst arm wurde.

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