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Mrz 26

Das Schriftsystem

Wenn man einen Text in Khmer sieht, wird man verstehen warum die Khmer-Schrift wohl für die meisten Europäer ein ewiges Geheimnis bleiben wird. Es gibt zwar nicht wie im Chinesischen für jedes Wort ein eigenes Zeichen, aber das Alphabet hat es trotzdem wirklich in sich.

Das Schöne ist allerdings, dass es ein phonetisches Alphabet ist. Es wird also (meistens) so ausgesprochen wird wie es geschrieben wird – im Gegensatz zum Beispiel zu sämtlichen Europäischen Sprachen.[flickr id=“4461510285″ thumbnail=“small“ align=“right“]

Da es aber im Khmer so unglaublich viel mehr Vokale (a,e,i,o,u) und Diphtonge (au,eu,ou,…) als in Deutsch gibt, würde das eine Unmenge an verschiedenen Buchstabenzeichen ergeben – wenn sie sich da nicht ein ganz ausgeklügeltes System ausgedacht hätten:

Jeder Konsonant (b,d,f,g,h,…) hat zwei verschiedene Zeichen (die sich meist natürlich nicht ähneln) und jedes Zeichen für die Vokale hat zwei verschiedene Aussprachen (die sich meist natürlich auch nicht ähneln).

Nehmen wir also mal unsere lateinischen Buchstaben um ein Beispiel zu konstruieren. Für jeden Konsonanten gibt es zwei Zeichen: b und B, d und D, usw. Für jedes Vokalzeichen gibt es zwei Aussprachen. Nehmen wir also mal an, beim „a“ wären das a und i. Wenn jetzt also ein a auf ein b folgt, wird beides als „ba“ ausgesprochen. Wenn ein a auf ein B folgt, wird beides als „bi“ ausgesprochen.

Dadurch reduziert sich die Anzahl an benötigten Zeichen drastisch. Problem ist allerdings, dass man als blutiger Anfänger erst einmal überlegen muss zu welcher der Beiden Klassen der Konsonant gehört, um dann zu wissen wie der Vokal ausgesprochen wird.

Um es mal in Zahlen zu fassen:

Es gibt 16 Zeichen für die Konsonanten der ersten Reihe: g, k, dj, tsch, d (Luft nach innen ziehen), dt (zwischen d und t), th (zwei verschiedene Zeichen), n, l, s, b (Luft nach innen ziehen; zwei verschiedene Zeichen), ph, h und q (Glottalverschluss = Den Hals zu- und wieder aufmachen)

So hören sie sich an:

[audio: khmer_consonant_a.mp3|titles=Khmer Konsonanten der A-Reihe]

Und es gibt 19 Zeichen für Konsonanten der zweiten Reihe: g, k, ng, dj, tsch, ny, y, d (s.o.), dt (s.o.), th (zwei verschiedene Zeichen), n, r, l, bp (zwischen b und p), ph, m und w.

So hören sie sich an:

[audio: khmer_consonant_o.mp3|titles=Khmer Konsonanten der O-Reihe]

(Konsonanten als PDF ansehen)

Es gibt also nicht jeden Konsonanten in jeder Reihe, aber mit Sonderzeichen ist auch das möglich.

Die 24 Vokale kann man nicht vernünftig mit unseren Buchstaben schreiben. Es gibt keine einheitliche Transkription, und jedes Lehrbuch verwendete seine eigene unvollständige Transkription. Darum habe ich meine eigene Transkription in Anlehnung an das IPA gemacht. (Vokale als PDF ansehen)

Die kleinen gestrichelten Kreise deuten die Position an, wo der Konsonant platziert wird.

Und so hören sie sich an:

[audio: khmer_vowel_a.mp3|titles=Khmer Vokale der A-Reihe] [audio: khmer_vowel_o.mp3|titles=Khmer Vokale der O-Reihe]

Außerdem gibt es die Konsonanten noch als Subscript, also verkleinerte Zeichen die unter andere Konsonanten drunter gesetzt werden, 17 eigenständige Vokalzeichen für den Wortanfang, eigene Symbole für die Zahlen, eigene Punktuationszeichen und verschiedene diakritische Zeichen die das ein oder andere bezwecken. Alles in allem über hundert verschiedene Zeichen.

 

Natürlich gibt es auch Ausnahmen wann und unter welchen Umständen das Geschriebene anders ausgesprochen wird, aber das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Auf mein neugieriges Fragen nach der Existenz solcher Regeln meinte mein Lehrer in der Sprachschule nur: Es gibt keine Dokumente mehr die diese Regeln in einer Grammatik beschreiben. Die sind wohl zur Zeit der Roten Khmer mit all der anderen Literatur aus Bibliotheken verbrannt worden. Es gibt sicher noch irgendwo noch solche Bücher, aber hier gibt es sie nicht. Heute weiß man einfach wie was ausgesprochen wird – oder auch nicht 🙁

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