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Jun 04

Der Junge mit dem Pelzmantel

Ich sitze hinten auf dem Moto. Der Verkehr war so dicht, dass es mein Motodup, der zwar sehr geschickt gefahren ist, dennoch nur bis ganz vorne an die Kreuzung geschafft hat, als die Ampel wieder rot zeigte. Ich blicke mich um, wie jedes Mal. Hier gibt es immer soviel zu sehen und man könnte ein ganzes Buch schreiben, über das was man bei einer Motofahrt zu sehen bekommt. Vor uns läuft ein etwas zehnjähriger Junge schnell über die Straße. Er zieht einen Müllkarren hinter sich her. Dieser ist fast leer. Vielleicht hat er seine Ladung für diesen Tag schon abgegeben? Seit Schritt ist schnell, auch wenn er barfuss läuft. Schließlich weiß er, dass er nur wenige Sekunden Zeit hat bis Moto’s und teure Luxusautos ihm den Weg versperren. Ich schaue seine Kleidung an. Es ist fast eine Ironie in sich. Er trägt irgendeine kurze, verdreckte Hose. Aber darüber trägt er einen langen, schweren, gefleckten Pelzmantel, so stolz als wäre es sein einziger Reichtum. Sein schneller Schritt lässt den Mantel immer wieder aufschlagen, so dass man seinen nackten Oberkörper und die kurze Hose sehen kann. Ein Straßenkind, das Müll sammelt mit dickem Pelzmantel, der ein Symbol des Reichtums ist. Wie verdreht. Ich denke an all die anderen Straßenkinder, die hier leben. Die Ampel grün und wir fahren weiter … aber meine Gedanken sind noch lange bei diesem kleinen Jungen mit dem Pelzmantel.

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